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LAND - UND KÜSTENGEBIET
Wenn man die sonnigen Strassen des Salentogebietes durchquert, kann
man faszinierende und geheimnisvolle Entdeckungen machen. In den
Wohnorten oder auf dem naheliegenden Land, in Felsen befestigt und von der
"Macchia Mediterranea" halbversteckt, begegnet man den Dolmen und den
Menhiren. Die zwei Wörter stammten aus der bretonischen Sprache, ( dol = Tafel
und
men = Stein, men = Stein und hir = langer). Die erste Struktur besteht aus
einer Reihe senkrechten, festsitzenden Blocksteinen, auf denen eine Steinplatte
waagrecht gesetzt wird, während die
zweite aus behauenen und einige Meter hohen
Monolithen, die fest im Boden sitzen, besteht. Normalerweise blickt die
Öffnung der Dolmen und die breitere Seite der Menhire gegen Osten-Westen. Darum
kann man annehmen, dass sie wenigstens in einigen Fàllen einen astronomischen
Wert hatten und mit dem Kult der Sonne verbunden waren. Die Megalithen
existierten in allen Kontinenten und
ihre gemeinsamen Eigenschaften bei Völkern, die keinen Kontakt unter sich
hatten, erhöht ihren Zauber. In einigen Fällen, wie der berühmte
Cromlech von Stonehenge oder derjenige
von Carnac in Frankreich, ist es klar, dass diejenige die sie gebaut
hatten, eine feste astronomische Grundlage haben mussten. Zweckmässige
Anreihungen weisen auf die Richtung des Sonnenaufgangs, während den
Sonnenwenden und den Tagundnachtgleichen, die Mondstellung in den verschiedenen
Monaten, laut einigen Forschern sogar auf die Sonnenfinsternisse. Für die
Mehrzahl der anderen Fälle gibt es nur Vermutungen. Die Auffindung von
menschlichen Skeletten unter einigen Dolmen trägt zur Vermutung bei,
dass sie eine religiöse Bedeutung hatten und mit dem Kult der Toten oder sogar
mit Menschenopfern verbunden gewesen seien. Laut
einigen Forschern könnte es
sich um Vorgänger des Triumphbogens handeln, um die Gesten der damaligen
grossen Führer zu feiern. Die grösste Megalithenverbreitung in Europa findet
zwischen 4500 und 1800 v.Chr. (Jungsteinzeitalter) statt. Italien ist in diesem
Bereich eine Ausnahme, weil sich die Megalithenerbauung
im folgenden Bronzenzeitalter entwickelte, dies fördert die
Vermutung dass es sich um eine Einführungserscheinung handeln musste.
Die Megalithen waren weit ausgebreitet und konzentrierten sich hauptsächlich in
Sardinien und Apulien. In unserer Region befinden sich etwa 150
Megalitenmonumente, in weitem Masse auf dem Küstenstrich von Bari, im Norden
von Tarent und im Salentogebiet-Lecce. Die Hauptkonzentration hat man im östlichen
Landstrich zwischen Lecce und Otranto. Eine hohe Anzahl befindet sich im Gebiet
zwischen Giurdignano und Minervino di Lecce. In einigen Fällen hat die
Katholische Kirche versucht die Resten der
Heidenbräuche, die mit diesen Momumenten verbunden waren zu bekämpfen, anfangs
mit selten ausgeführten Bestimmungen und manchmal durch Kreuzaufsetzungen oder
Eingravierungen, indem sie in Pilgerstätte verwandelt wurden. Es kommt nicht
darauf an welche Bedeutung sie haben, denn sie tragen mit ihrer stillen
Gegenwart bei, die salentinische Landschaft noch bezaubernder zu gestalten und
ermöglichen den Besuchern einen geheimnissvollen Sprung in die Vergangenheit.
"Pariti" und
"Pajare"
Eine der Eigenschaften des Salentogebiets, die dem Besucher dieses zauberhaften Landes sofort auffällt, ist das verwirrte Trockenmäuerchensystem.
Die Mäuerchen begrenzen und schützen die zahlreichen kleinen und grossen
Landstücke, in der im Laufe der Jahrhunderte jeder Zentimeter benutzbarer
Ackerboden aufgeteilt worden ist. Diese Mäuerchen sind eine gemeinsame
Eigenschaft in vielen Mittelmeergebieten.
Die Bautechnik ist in den
Jahrhunderten wesentlich unverändert geblieben. Die oberflächlichen
Kalksteinbanken lieferten nicht nur
das Material, doch auch den Stützpunkt worauf man zu bauen begann. Die Base
bestand aus zwei parallelen grossen Steinreihen; andere kleinere Steine wurden
stufenweise hinzugefügt und geordnet, damit sie gut aufeinander passten. Die
Mitte musste man mit kleineren Steinen und gut angesetzten Splittern füllen um
den Bau besser zu festigen, ohne andere Bindemittel zu benutzen (daher die
Benennung: Trockenmauer). Die Höhe der Mauer (im Leucakap "Parite"
genannt) änderte je nach ihrem Nutz. Ausser die Grenzen zu bezeichnen wurden
sie oft um die Bäume vor dem Wind,
und in den Küstenorten, vor der Salzigkeit zu beschützen, gebaut. Die am
Abhang liegende Gelände wurden von
den Mäuerchen in echte Terrassierungen verwandelt
um zu verhindern, dass die Regenfälle die Erde talwärts fortriss.
Flugzeugaufnahmen zeigen, dass die Trockenmäuerchen oft ein verwirrtes Netz aus
Pfaden (trafuri) formen, hauptsächlich im Küstengebiet. Bis vor einigen
Jahrzehnten dienten sie als
Verbindung zwischen
den verschiedenen Dörfern, doch auch zwischen diesen und
den Weiden, wo die Herden geführt wurden. Auch wenn mit einigen Unterschieden
besitzt das Apulische Land noch eine
andere Eigenschaft : die
"Trulli", die vom salentinischen Volk "Pajare" genannt
werden. Es handelt sich generell aus einem kegelförmigen, stumpfen, pyramidalen
Gebäude, das mit der gleichen Technik der Trockenmäuerchen gebaut worden ist.
Der einzige Bautechnikunterschied bestand daraus, dass die Basis auch 3 m dick
werden konnte und im mittlern
Zwischenraum auch Erde eingefüllt
wurde um das ganze Gebäude besser zu festigen. Je nach der Sorgfalt mit der die
Löcher zwischen den Steinen geschlossen wurden, dienten die "Pajare"
als Zufluchtsorte, hauptsächlich während dem Sommer, wenn die
Sommerhitze die rote salentinische Erde verbrannte. Sowohl einige dieser Gebäude
eine wesentliche Kompexität auweisen, wurden sie fast nie als ständige Wohnhäuser
benutzt. Nur in gewissen
Jahresperioden, normalerweise während der Ernte,
bewohnten die Bauern die "Pajare", sonst wurden sie als Geräteschuppen
benutzt. Viele Berufe, die mit der Welt der Landwirtschaft verbunden sind gehen
langsam unter, so auch derjenige des
"Paritaro". Die fortschreitende Mechanisierung der
Landwirtschaft betrachtet überwägend die Trockenmäuerchen als
Hindernis, sodass sie sich langsam
in verlassenen Zuständen
befinden und manchmal durch Zementbausteine ersetzt werden, dessen Plege
leichter ist, doch dessen estetischer und landschaftlicher Wert bestreitbar ist.
In den letzten Jahren hat sich eine leichte Wendung ereignet, die auf
bessere Aussichten hoffen lassen, auch wenn man Schwierigkeit hat die
spezialisierten Handwerker zu finden um diesen kleinen Schatz der Vergangenheit
zu bewahren.
Die "Masserie" sind im Gegensatz zu den Trockenbauten weit
umfassendere Gebäude. Sie befinden sich normalerweise im offenen Land
und sind Wohnsitz des Landwirts (Massaro) (d.h. derjenige der sich des
landwirtschaftlichen Betriebes des zugehörigen Landes kümmert). Anders als in anderen Gebieten Italiens umfasste die
Anlage nur einige hundert Hektaren. Einige Bauernhöfe bestehen aus einfachen Räumen, andere sind gegliedert
und hauptsächlich die befestigten
Gehöfte weisen
architektonische Elemente auf. In einigen Fällen
kann man sie als Monumente der Bauernkultur des Salentogebietes
bezeichnen. Die "Masserie" stellen die einzige Art von ständiger
Landesbesiedlung dar. Die Gebietsbeschaffenheit, die Aufteilung des Landbesitzes,
die häufigen Piraten- und Räuberüberfälle haben dazu beigetragen, dass sich
im Laufe der Jahrhunderte die Häuser der Bauern in den
kleinen Wohnorten versammelten. Daraus entstand ein weitverbreiteter
"Pendelverkehr", der täglich die Bauern von ihren Wohnhäusern aufs
Land führte. Der Bauernhof benötigte darum keine Unterkünfte für die
Arbeitskräfte, kein Lager oder Vorratskammer; er bestand darum nur aus den
Zimmern in denen der Lndwirt mit seiner Familie lebte, aus Räumen wo die Milch
verarbeitet wurde und einem Gehege für die Tiere. Der Ökonomische Betrieb
beeinflusste seine Anlage. Die Masseria im Lecce-Gebiet, Richtung Brindisi, wo
man hauptsächlich Olivenöl produzierte, enthielt oft im Inneren eine
unterirdische Mühle (Trappeti). Im Nardò-Gebiet, bis gegen Tarent,
charakterisierte die Viehzucht die Landwirtschaft und die "Masserie"
befanden sich oft in der
Mitte von grossen Umzäunungen. Im Süden der Halbinsel, hauptsächlich zwischen
Ugento und dem Leucakap hatten die Masserie keine so grosse Struktur, dies
bezeugte eine ärmere und weniger einträglichere landwirtschaftliche Tätigkeit,
die oft nur zur Selbstgenügsamkeit reichte.
Was in manchen salentinischen Gehöften
auffällt ist (hauptsächlich der Küste entlang) ihr
befestigtes Aussehen, das einem Verteidigungsturm gleicht. Diese Bauart
ist infolge der zahlreichen Piratenüberfällen (vom 15.-19.Jh.) angewendet
worden. Im Jahre 1430 überfielen die Türken Gallipoli, die 1524 wieder
angegriffen wurde. 1480 belagerten und eroberten sie Otranto mit der Ermordung
von 800 Einwohnern; 1537 wurde Castro,
Marittima und Tricase zerstört. Die
Raubzüge beschränkten sich nicht nur auf das Küstengebiet, doch griffen auch
ins Hinterland. Die Bevölkerung lebte in ewiger Angst, die heute noch durch
Dialektausprüche ("mamma, li Turchi"), die sich auf grausame
Bluttaten beziehen, wahrnehmbar ist.
Da die Verteidigungsanlagen der Normannen, der Anjou und auch der Aragonier
nicht sehr wirkungsvoll waren, kümmerten sich hauptsächlich im 16.Jh. die
Adeligen um die Verteidigung der Landesgüter, denn sie fürchteten, dass die Überfälle
die Bauern zum Verlass des Landes treiben würde. Die befestigten Bauernhöfe
wurden nicht nur als Wohnsitz der Bauernfamilie gebaut, doch auch um die
Verteidigung und Beschützung der Güter zu ermöglichen. Das typische Gebäude
bestand aus einem zwei- oder dreistöckigem Turm, mit
(in einigen Fällen ) 3 Meter dicken Mauern. In den einfacheren Bauten
wurden die oberen Geschosse durch eine Sprossenleiter isoliert, die durch eine
Bodenluke gesenkt wurde, oder in
den entwickelteren Gebäuden durch eine gemauerte Aussentreppe, dessen letzter
Treppensatz aus einer Ziehbrücke bestand. Die Aussenmauern waren senkrecht, oft
mit einem Sockel versehen und die Vorderansicht endete mit einer vollen Krönung
oder einem Zinnenkranz. Die Türen und Fenster waren mit einfachen oder
doppelten Pechnasen versehen, von
denen die Belagerten Steine und heisses Öl hinabwerfen konnten. Die Terrasse
ermöglichte eine weitere Sichtung durch die Schiessscharten auf der Krönung.
Manchmal gab es auch unterirdische Gänge,
um sich einige hundert Meter vom Bauernhof zu entfernen um zu flüchten und sich im naheliegenden Land
zu verstecken.Im Alarmfall dienten die befestigten Masserie als Verbindung
zwischen den Ortschaften und den Küstentürmen. Sowohl diese Gebäude nicht die
strukturelle und archtektonische Gesamtheit anderer Bauten (die sich in andern
Gebieten Italiens
befinden) aufweisen, sind sie jedoch der Ausdruck des
Wohlstands der herrschenden Klasse (Laien und Geistliche). Anfangs bestanden die
Masserie aus Gebäuden die ausschliesslich zur Landwirtschaft und Verteidigung
dienten, doch langsam entwickelten sie sich in ware Sommerresidenzen der
Wohlhabenden. Dies brachte unvermeidbar zur Anreicherung der schlichten
Wesentlichkeit der ursprünglichen Struktur. Die angebrachten architektonische
Elemente und Verzierungen, wie im Falle der Masseria Giudice Giorgio im Nardò
Gebiet, wetteifern mit den Schlossstrukturen. Sowohl sich die Bauernhöfe in
verschieden Erhaltungszustände befinden, finden wir im Salento-Gebiet noch
etwa zweihundert befestigte
Bauernhöfe. Sie sind hauptsächlich im Lecce-,
Nardò- und Leucakap-Gebiet
verbreitet. Den Bauernhöfen sind oft Taubenschlagtürme angeschlossen. Äusserlich
gleichen sie den Küstettürmen. Die "Palombari" stellten ein grosser
Teil des Ertrages des Landbesitzers dar, doch sie waren vorallem, wie man heute
sagen würde, ein Status Symbol. Derjenige der ein Taubenschlagturm besass
genoss grosses Ansehen, weil man die Tauben hauptsächlich für die Jagd
mit Raubvögeln benutzte, Tätigkeit die besonders
Friedrich II liebte und die in den folgenden Jahrhunderten Zeitvertreib
der Adeligen wurde. Diese Türme waren darum von einer Reihe Anordnungen des
Besitzers beschützt. Ein Bericht der Zeit erzählt den Fall des Grafen di
Palmariggi, der um die Mitte des 17.Jh., wegen seinen Schulden seinen
Bauernhof verkaufen musste. Doch um zu verhindern, dass jemand
anders seinen
Taubenschlagturm benutzen könnte, befahl er ihn abzureissen. Sowohl die
Erbauung der Taubenschlagtürme in einer weiten Zeitspanne verteilt ist,
fand sie ihren Höhepunkt im 16.Jh.. Die günstige
Konjunktur der Zeit ermöglichte den Adeligen viel Geld zu investieren.
Viele Bezeugungen in diese Richtung kann man aus den Inschriften auf den Eingängen
der Taubenschlagtürmen ziehen., wie z.B. aus derjenigen der Masseria Celsorizzo
im Acquarica del Capo - Gebiet, 1550 datiert. Die Türme haben generell einen viereckigen
oder runden Grundriss. Die Ersten befinden sich
häuptsächlich im Nardò-Gebiet, während die Zweiten hauptsächlich im
Hinterland von Lecce, Otranto und Leucakap stehen. Wie die Küstentürme so
weisen auch die Taubenschlagtürme Schiessscharten und Zinnen auf, die aber in
diesem Fall nur zu Sitzstangen dienen. Die Eigenschaften der Taubenschlagtürme
befinden sich vor allem im Innern.
Dem ganzen Gebäudeumfang entlang befinden
sich schachbrettartig angereihte Nischen,
wo sich die Tauben niederlassen. Diese waren
durch eine Schraubentreppe leicht erreichbar. Die Stufen waren in die Wände
eingesetzt und ausserhalb sichtbar,
weil sie aus anderem Stein
bestanden (nicht derselbe Stein, der zur Erbauung des
Turms gebraucht wurde). Um die Widtauben besser anzulocken wurden die Aussenwände
weiss bemalt und in der Nähe sogar eine aufgestockte Tränke angelegt, wo sich
die Tauben von andern Tieren ungestört niederlassen konnten. Die Sorgfalt mit
der die Türme gebaut wurden waren Ausdruck ihres bedeutenden ökonomischen
Werts. Im Durchschnitt herbergte ein Taubenschlag etwa tausend Taubenpaare, die
sich vier bis fünf Mal im Jahr vermehrten und darum eine reiche
Frischfleischreserve darstellte. Der Guano der Tauben (Taubenmist) war auch ein
gutes Stickstoffdüngemittel und darum ein weiterer ökonomischer Beitrag. In
einigen Masserie des Kaps wurden sogar einige Bauverfahren angebracht um die
Aufsammlung des Mistes zu ermöglichen ohne die Innenwände zu beschädigen.
Heutzutage befinden sich auf dem Gebiet etwa achtzig Taubenschlagtürme, die
schon seit langem verlassen sind, die aber mit ihrer einsamen Gegenwart die
kostbare Bezeugung einer nicht so fernen Geschichte dieses Landes und ihrers
Volkes darstellen.
Vom 14. Jh. ab wurden die Überfälle der türkischen Piraten und denjenigen
der nördlichen Küste Afrikas auf die salentinischen Bevölkerung immer
zahlreicher und schädlicher. Die Bauern verliessen das Land und die Wohnhäuser
der Küste entlang wurden verlassen um Zuflucht im Hinterland zu finden. Die
Streifzüge und Tumulte bewirkten die undifferenzierte Zerstörung des
lanwirtschaftlichen Systems, das damals
schon sehr schwach war , sowohl es
hauptsächlich für das niedere Volk der einzige Lebensunterhalt darstellte.
Schon seit der Herrschung der Hohenstaufen und der Anjou (12.Jh.) wurde die
erste organische und einheitliche Küstenverteidigunsanlage
erbaut. Es wurde eine Reihe unter sich sichtbaren Wachtürme erhoben. Sie wurden
in Lagen erbaut, wo die Gefahr sich leichter präsentieren konnte.
Dieses Verteidigunssystem war wirksam und wurde auch durch Alarmsignale (bei Tag: Rauch, bei Nacht: Feuer) ergänzt. Als
die Gefahr abnahm, verringerte sich die Pflege und die Türme wurden dem Wind
und dem Unwetter ausgesetzt, bis sie unbrauchbar und unbenutzbar wurden. Um die
Wiederaufbauung der Türme zu ermöglichen forderte man im ganzen Reich die Bezahlung eines Karolin. Die
Gemeinschaften, die in Sicherheit, von den Küsten entfernt, waren, versuchten
sich der Bezahlung dieser Gebühre zu entziehen. Die zunehmende Türkengefährdung veranlasste die Regierung sich wieder mit
der Beschützung der apulischen Küsten zu beschäftigen. Der
Vizekönig Don
Pedro de Toledo erliess eine
Verordnung, die die Erbauung von Küstentürme befahl, die
eine Sichtungs- und eine unangreifbare Verteidigungskette
formen mussten. Die dringende Notwendigkeit veranlasste den Herrscher zu
befehhlen, dass die Schlösser und Türme kostenlos erbaut werden sein sollten.
Die Ungeschicklichkeit der Meister,
das schlechte Baumaterial und die
ungenügende Dichtigkeit des Mörtels
(oft mit Meerwasser zubereitet) bewirkte das nach nur dreissig Jahren nach ihrer
Erbauung die Mehrzahl der Küstentürme stark beschädigt oder sogar eingestürzt
waren. Die Planung der Verteidigungsanlagen ging forwärts und der schon hohe
Steuerdruck stieg ebenfalls. Der Steuerdruck war von der Bevölkerung, die sich
von der Küste weitentfernt befand, widerwillig ertragen. Sie fühlten sich in
Sicherheit und von der Türkengefahr fern. Es wurden die sogenannten "Cavallare"-Türme,
oder Allarm- und Verteidigungstürme
erbaut. Die Ersten verdanken ihren Namen den Wächtern, die mit Pferden
(cavalli) ausgestattet waren, die sogenannten "Cavallari". Diese
teilten die Küste in Abschnitte und
gingen von einem Turm zum anderen. Wenn eine Gefahr drohte bliesen sie ins Horn
oder schossen mit der Arkebuse. Gleichermassen ritten sie ins Landesinnere um die kleinen Wohnörter zu
warnen, die vom Feuerlicht oder vom
Glockengeläute nicht gewarnt werden konnten, damit die Einwohner Zuflucht in
nahen Wäldern oder Türme fanden.Das Alarmsignal verbreitete sich im Laufe von
vierundzwanzig Stunden im ganzen Reich Neapel. Die "Cavallari" wurden
öffentlich von den Vertretern der Lokalerwaltung mit dem Eingriff des
Gouverneurs (des Gebietes vorauf sich der Turm befand) erwählt. Die Amtszeit
dauerte drei Jahre und sie waren in Gemeine- und Sonder-"Cavallari"
unterteilt, beide mussten die Befehle des "Torriero" ausführen und
strengen Vorschriften unterstehen. Sie waren unter dem Befehl eines Hauptmanns,
der "Sopracavallaro", der an den Allarmfahndungen
nicht teilnahm. Der Lohn ging von vier Dukaten am Monat für den gemeinen
Wächter, bis zu sechzig Dukaten am Jahr für den Sonderwächter. Ihre Arbeit
wurde besonders im Frühling und Sommer sehr mühsam, Zeit in der die Gefahr von
Überfällen stieg, weil die Jahreszeit die Seefahrt begünstigte. Um zu
vermeiden, dass in den andern Jahreszeiten die Überwachung nachliess bestimmte
eine Ordnung für jede kleinste Unachtsamkeit eine Geldstrafe. Der niedrige Lohn
und seine oft verspätete Bezahlung verleitete einige der Verteidiger zur
Disertion oder sogar zum Verrat. Die Bautechnik der Türme gleicht sehr
derjenigen der Pajare. Man erbaute das Gebäude ohne Baugerüst oder Rahmenwerke,
sondern man bereitete ein Erd - und Steinhaufen vor, der dem Volumen des
Erdgeschosses entsprach. Nacher baute man eine
runde oder viereckige, zwei Meter dicke
Mauer, die mit einer Kuppel abgeschlossen wurde.
Infolge wurde eine neue Mauer bis zur Höhe der Kuppel erbaut und mit Steinen gefüllt, die
mit ihrem Gewicht die Widerstandsfähigkeit des unteren Gewölbes
bestimmte. Die gleiche Technik folgt man zur Erbauung des zweiten Gewölbes
und der Terrasse. Anschliessend wurden die zwei Räume vom Material entleert.
Das Erdgeschoss war völlig geschlossen und wurde nur mit einer Bodenluke
ausgestattet. Laut der Tradition sollte dieser Raum zum Gefägnis dienen; die
Gefangenen wurden von oben hinuntergesenkt um jede Fluchtmöglichkeit zu
vermeiden. Oft wurde er als Kornlager oder als Zisterne benutzt. Es folgte ein
zweites Geschoss von dem man zur Terrasse Zugang hatte, die die Sichtungszone
war. Zuerst befand sich ein kleiner Raum, der
warscheinlich zum Schutz vor
Gewitter und Schussgefahr diente. Der Turm war auch mit breiten Pechnasen
ausgestattet durch die man Steine warf oder heisses Öl schüttete. Der Turmzugang war nur durch eine Holztreppe
möglich, die in ihrem Innern herabgelassen wurde. Die Treppen, die man in
einigen Türmen ausserhalb sieht, wie z.B. der Turm bei Porto
Cesareo, wurden mehrer Jahre später gebaut, als die
Piratengefahr beendet war. Die ältesten Türme wurden um die Hälfte des 16.Jh.
mit unförmigen Steinen gebaut. Die Türme
bestehen normalerweise aus
einer kegelstumpfen Basis, die von einem Ring gekrönt wurden, in dem der
zylinderförmige Teil eingesetzt wurde. Diese Turmart befindet sich
hauptsächlich im Südgebiet von Otranto. Die folgenden Türme wurden auf
Bestimmungen von Reichsingenieuren gebaut
und waren viereckig. Die Ersten befanden sich auf den Höhepunkten der Küste,
da sie nur als Wachtürme dienten und hatten einen kleinen Innenraum. Die
Zweiten, (hauptsächlich im Küstengebiet von Nardò) waren infolge der
niedrigen Küste schwerer zu verteidigen und mussten darum eine grössere Anzahl
Personen aufnehmen, sie erscheinen darum grossartig und gleichten den befestgten
Bauernhöfen. Die Durchschnittliche Höhe war etwa zwölf Meter und die
Umfassungsseiten massen zehn-zwölf
Meter, und im Inneren fünf, wegen
der Mauerndicke und des schrägen Sockels, der dem Gebäude weitere Stabilität
verleihte. Auch die runden Türme, die Ende 16.Jh. erbaut wurden, sind
grossartige Bauten, wie :Torre dell'Omo Morto von Leuca und der Turm von
Salignano.
Die Küstentürme des
Salentogebietes
Wenn wir von der Adriaküste bei der Grenze mit der Provinz Brindisi starten
stossen wir auf die folgenden Küstentürme:
· Torre Specchiolla, drei Meter über dem Meeresspiegel
· Torre Rinalda, ein Meter über dem Meeresspiegel
· Torre Chianca, zwei Meter über dem Meeresspiegel
· Torre Veneri, drei Meter über dem Meeresspiegel
· Torre San Cataldo, fünf Meter über dem
Meeresspiegel
·
Torre Specchia Ruggeri, fünf Meter über dem Meeresspiegel
Gemeinde
Melendugno
·
Torre Foca, fünf Meter über dem Meeresspiegel
·
Torre Roca Vecchia, vier Meter über dem Meeresspiegel
·
Torre del Orso, sechzehn Meter über dem Meeresspiegel
· Torre Sant'Andrea, elf Meter über dem Meeresspiegel
·
Torre Fiumicelli, fünf Meter über dem Meeresspiegel
·
Torre Santo Stefano, fünfzehn Meter über dem
Meeresspiegel
· Torre del Serpe, dreissig Meter über dem
Meeresspiegel
·
Torre dell'Orso, vierunddreissig Meter über dem Meeresspiegel
·
Torre Palascia, zweiundachtzig Meter über dem Meeresspiegel
·
Torre Sant'Emiliano, fünfzig Meter über dem Meeresspiegel
·
Torre Porto Badisco, fünfzehn Meter über dem Meeresspiegel
·
Torre Minervino, sechundsechzig Meter über dem Meeresspiegel
· Torre Specchia di Guardia, hundertfünfzehn Meter über dem Meeresspiegel
·
Torre Miggiano, vierzehn Meter über dem Meeresspiegel
Gemeinde Diso
·
Torre
Diso (nicht identifizierbare Lage)
·
Torre Capo Lupo, hundertfünf Meter über dem Meerespiegel
·
Torre Andrano, siebzehn Meter über dem Meeresspiegel
·
Torre Sasso, hundertsechzehn Meter über dem Meeresspiegel
·
Torre
Porto die Tricase, ( nicht identifizierbarer Lage)
·
Torre Plane, fünfzehn Meter über dem Meer
·
Torre Naspre, hundertneunundzwanzig Meter über dem Meeresspiegel
· Torre Specchia Grande, hundertsiebenundzwanzig Meter über dem Meer
·
Torre del Ricco, zweiundsechzig Meter über dem Meeresspiegel
·
Torre Porto di Novaglie, acht Meter über dem Meeresspiegel
· Torre Montelungo, achtzig Meter über dem Meeresspiegel
·
Torre Nuova di Santa Maria
di Leuca, sechzig Meter über dem Meerespiegel
In
Richtung Santa Maria di Leuca und der Ionischen Küste fortsetzend begegnet man
den folgenden Türmen:
·
Torre degli Uomini Morti (dell'Omo Morto), elf Meter über dem
Meeresspiegel
·
Torre
Marchiello, zwölf Meter über dem Meeresspiegel
Gemeinde Patù
·
Torre
San Gregorio, vierundzwanzig Meter über dem Meeresspiegel
·
Torre Vado, zwei Meter über dem Meeresspiegel
·
Torre Pali, null Meter über dem Meeresspiegel
· Torre
Mozza oder Fiumicelli, zwei Meter über dem Meeresspiegel
· Torre San Giovanni, ein Meter über dem Meeresspiegel
·
Torre Sinfono, sechzehn Meter über dem Meeresspiegel
·
Torre
Suda, zehn Meter über dem Meeresspiegel
· Torre
Pizzo, acht Meter über dem Meeresspiegel
·
Torre San Giovanni la Pedata,
vier Meter über dem Meeresspiegel
· Torre Sabea, sechs Meter über dem Meeresspiegel
·
Torre d'Alto Lido, einundsiebzig Meter über dem Meeresspiegel
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Torre
Fiume, vier Meter über dem Meeresspiegel
· Torre
Santa Caterina, zweiunddreissig Meter über dem Meeresspiegel
·
Torre Santa Maria dell'Alto, neunundvierzig Meter über dem Meeresspiegel
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Torre Uluzzo oder Crustano, zweiundreissig Meter über dem Meer
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Torre
Inserraglio oder Critò, drei Meter über dem Meer
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Torre Sant'Isidoro, drei Meter über dem Meeresspiegel
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Torre Squillace, zwei Meter über dem Meeresspiegel
· Torre
Chianca, zwei Metr über dem Meeresspiegel
·
Torre
Lapillo, zwei Meter über dem Meeresspiegel
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Torre Castiglione, drei Meter über dem Meeresspiegel
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Torre
Porto Cesareo, zwei Meter über dem Meeresspiegel
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