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Das mächtige Schloss Otrantos ist ein Werk des Roberto il
Guiscardo, doch es ist in den Jahrhunderten mehreren
Umarbeitungen unterzogen worden. Im Jahre 1088 wurde es infolge eines Erdbebens
teilweise beschädigt; im Jahre 1228 wurde es von Friedrich II mit grossem
Interesse gepflegt. Nach den starken Angriffen der Türken im Jahre 1480, die es
fast
gänzlich zerstörten, wurde es im Jahre 1537 von Karl V wiedererbaut, der
auch für die Erbauung der Küstentürme sorgte. Das Schloss wurde von den
napoleonische Truppen wieder beschädigt und später diente es als Schule,
Gefängnis, Privatwohnungen, usw. Sowohl Otranto zahlreiche Denkmäler rühmt, ist
die Kathedrale „Madonna Annunziata" (Maria Verkündigung) sicherlich das
wichtigste. Ursprünglich waren die Innenwände gänzlich bemalt, doch im Jahre
1480, während der türkischen Herrschaft, wurde die Kathedrale als Moschee
benutzt und alle Heiligendarstellungen zerstört, ausser derjenigen der
Muttergottes. Das Barockportal aus dem Jahre 1674 ist ein Werk des Ambrogio
Martinelli. Der Innenraum ist in byzantinischem Stil mit urchristlichen und
romanischen
Teilen , es ist in der Form des lateinische Kreuzes angelegt, mit drei Schiffen
und 14 Marmorsäulen. Die Holzdecke ist aus dem Jahre 1698 und wurde dem
damaligen Bischof zu Willen erbaut. Das Taufbecken und das silberne Antependium
des Hauptaltars sind aus dem 17.Jh. Am Ende des rechten Kirchenschiffs sind die
Reliquien der 800 Märtyrer aufbewahrt, die im Jahre 1480 durch die Türken
enthauptet wurden. Diese liessen die unbestattet Leichen auf dem Feld, bis sie
von Alfonso d’Aragona aufgelesen und
würdig begraben wurden. Der Stein auf dem
die Märtyrer enthauptet worden sind befindet sich unterhalb des Altars, während
sich oberhalb eine Holzstatue der Heiligen.Jungfrau aus dem 14.Jh. steht. Ein
Meisterwerk von unschätzbarem Wert ist das 800 Quadratmeter weite
Fussbodenmosaik. Der Erzbischof Gionata gab es im Jahre 1163 dem Presbyter
Pantaleone in Auftrag, der es 1165 beendete. Das Thema
diesese wunderbaren Kunstwerks ist der Lebensbaum, der sich in allen drei
Schiffen wiederholt. Im Mittelschiff stellt der Lebensbaum das Symbol des
erschaffenden Logos dar und es sind mehrere Darstellungen des ewigen Kampfes
zwischen Gut und Bös vorhanden: Die Vertreibung von Adam und Eva aus dem
Paradies, König Artur, der Zodiakus, die Sintflut, der Turm zu Babel, Diana und
der verletzte Hirsch, Alexander der Grosse, usw. Im linken Schiff stellt der
Baum das Symbol des richtenden Logos dar, mit Darstellungen des Himmels und der
Hölle, während im rechten Kirchenschiff der Baum das Symbol des vergebenden und
erlösenden Logos bildet. Im Innern der Kathedrale stösst man auf eine Treppe an
deren Anfang vier Monolithensäulen aus Stein aus Lecce (pietra leccese) stehen.
Sie führt in die berühmte Krypta aus dem 11.Jh., die aus fünf Schiffen besteht
und mit 42 Marmorsäulen mit unterschiedlichen Kapitellen versehen sind
(islamische, asiatische, korinthische, byzantinische, syrische,
usw.). Die
byzantinische Sankt Petrus Kirche ist aus dem 9.Jh.; das Kircheninnere ist in
der Form des griechischen Kreuzes angelegt und weist drei Schiffe, acht Säulen
und wunderbare Fresken auf, wie: die Fusswaschung, das Letzte Abendmahl
und die Taufe Jesu. Auf dem Hügel der Märtyrer, sogenannt weil
sich hier das furchtbare Martyrium im Jahre 1480 abgespielt hatte, befindet sich
die Wallfahrtskirche „Santa Maria
dei Martiri" (Heilige Maria der Märtyrer) aus dem Jahre 1614 und das ehemalige
Kloster der "Minimi", das im reinstem Barockstil im Jahre 1542 erbaut wurde.
Etwa ein Kilometer vom Märtyrerhügel entfernt kann man die Überresten des
Klosters „San Nicola di Casole" (Sankt Niklaus) sehen, das dank Niceta di
Otranto das berühmteste Kulturzentrum der Zeit wurde. Die Kirche Sankt
Franziskus aus dem Jahre 1600 wurde den Märtyrern von Otranto gewidmet. In der
Altstadt steht die Kirche „Santa Maria dell’Alto Mare" (Heilige Maria der weiten
See), während in der Nähe des Hafens die Kirche „Madonna del Passo"(Muttergottes
des Passes) steht. Ein anderes bedeutendes Monument ist der Leuchtturm Punta
Palascia (1867), er ist heutzutage ausser Betrieb und stellt den östlichsten
Punkt Italiens dar. Nördlich von Otranto, von einer wunderbaren Pflanzenwelt
umgeben, liegen die Alimini Seen, die eine bezaubernde Landschaft und eine
bedeutende Turismusattraktion darstellen. In der Nähe der Seen befinden sich
auch zwei wichtige Grotten: „Grotta Sacara", in der Auffindungen aus dem
Jungsteinzeitalter entdeckt worden sind und „Grotta Marisa", die im
Altsteinzeitalter bewohnt war.
Der Ruf der Einwohner Otrantos ist „figghi te turchi" (Kinder
der Türken) und rührt vom tragischen Vorfall her,
der
sich im Jahre 1480 abgespielt hatte, als die Türken die Stadt stürmten. Der
Bevölkerung gegenüber übten sie jede Art Gewalt aus und vor allem die Frauen
wurden auf barbarische Weise vergewaltigt. Man erzählt, dass vom 28.Juli bis zum
12. August des Jahres 1480, Tag in dem die Türken die unbestrittenen Herren
Otrantos wurden, die Bewohner Otrantos mit legendärem Mut gekämpft hatten. Im
Tage des Martyriums war Antonio Pezzullo der erste enthauptet zu werden und ein
unglaubliches (warscheinlich legendäres) Ereignis umhüllt diesen wirklichen
Vorfall. Man erzählt, dass nach der Enthauptung der Körper des Pezzullo aufrecht
blieb, bis zum Tode des letzten Märtyrers. Der Henker Berlabei blieb von diesem
Wunder beeindruckt und bekehrte sich zum Christlichen Glauben, doch er wurde am
gleichen Tag enthauptet.
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