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Charakteristische „Häuser
mit Hof“ (case a corte) und wunderschöne Adelsresidenzen reichern die
Altstadt
Cavallino an. Der eindrucksvolle Herzogspalast Castromediano ist vom
geschichtlichen und künstlerischen Gesichtspunkt aus gesehen sehr interessant.
Das Gebäude entstand im 15.Jh. als Verteidigungszweck, doch im Laufe der
Jahrhunderte ist es stark umgebaut und verziert worden um in eine elegante
Adelsresidenz zu wandeln. Die Verzierungen haben einen Renaissancestil. Die
geräumigen Säle sind mit auserlesenen Wandbemalungen und wertvollen Gemälden
geschmückt. Im Innenhof steht eine grosse Skulptur, die Chiliano Limburgh
darstellt (ein Vorfahre der Castromediano). Die Statue wurde mit
Wahrscheinlichkeit von einem sizilianischen Bildhauer im 12.Jh. erarbeitet. Die
Mutterkirche „Madonna Assunta“ (Mariä Himmelfahrt) erweist sich unter den
kirchlichen
Bauten als die wichtigste. Sie wurde im 17.Jh. auf einer vorherbestehenden
Struktur des 15Jh. erbaut. Die reichverzierte Fassade präsentiert ein elegantes
Eingangstor, das seitlich zwei Nischen mit Heiligenstatuen aufweist. Sehr
bemerkenswert ist der stolze Glockenturm (1787). Er ist dreiundvierzig Meter
hoch und gilt als der Höchste im Umkreis, jedoch nach demjenigen des Doms von
Lecce. Im Kircheninnenraum offenbaren sich dem Besucher prunkvolle Barockaltäre,
das Grabdenkmal der Adelsfamilie Castromediano (1637) und einige Gemälde mit
Heiligendarstellungen. Eine antike Krypta zeugt heute noch von der ehemaligen
Existenz der Basilianermönche auf dem Cavallinogebiet. Auf Geheiss des
Marktgrafen Francesco Castromediano wurden im 17.Jh. auf jener Krypta das
Kloster und die Kirche der Dominikaner erbaut. Auf dem Kirchenportal fällt das
Adelswappen auf, während sich im dreischiffigen Kircheninnenraum neun elegante
Altäre, eine hölzerne Kanzel und einige Gemälde befinden. Letztlich wurde das
Kloster renoviert und wird für Veranstaltungen benützt. Ausserhalb des Wohnortes
erhebt sich die „Santa Maria del Monte“-Kirche, die laut Tradition infolge eines
wunderlichen Ereignisses erbaut wurde. Es wird erzählt, dass ein Viehhirt seine
Ochsen auf die grüne Weide brachte. Plötzlich fing eines der Tiere mit dem
Vorderfuss zu graben an, bis ein grosser Fels zum Vorschein kam. Auf diesem
grossen Stein war das Abbild der Muttergottes gemalt. Deshalb beschlossen die
Einwohner der Ortschaft einstimmig im Auffindungsort eine Kirche zu erbauen. Auf
geheimnisvolle Weise stürzten aber jede Nacht die Mauern ein. Die verzweifelte
Bevölkerung war ratlos. Eines Nachts erschien einer Frau die Muttergottes im
Traum und zeigte ihr den genauen Ort, wo sie den Bau der Kirche wünschte. Die
Kirche steht deshalb zur Zeit beim Friedhof. Der Hl.Dominik von Guzman ist der
Schutzheilige von Cavallino; er wird am 4.August prunkvoll gefeiert.
Die Einwohner Cavallinos
haben zwei Übernamen:“caddhinari“ und „figghi te muli“
(Hühner/Maultiersöhne).
Auch diese Übernamen sind sehr wahrscheinlich von den böswilligen Bewohnern der
Nachbardörfer geprägt worden, doch man kennt keine sonst übliche Volkserzählung,
die sie belegen könnten. Mit diesen Übernamen will man die Bewohner Cavallinos
als dumme (wie Hühner), starrsinnige und einfältige Leute (wie Esel) bezeichnen.
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